Sehr geehrte Damen und Herren,
Wir erleben das Abflauen der ersten Welle der Corona Pandemie zumindest bei uns in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Viele Menschen hoffe, dass sich jetzt eine neue „Realität“ entwickelt. Die Folgen dieser ersten Welle sind für viele Menschen auf der persönlichen und auf der wirtschaftlichen Ebene erheblich. Es kann schon jetzt gesagt werden, dass die Folgen des „Lockout“ in vielen Bereichen einschneidend sein werden. Das fängt in der Familie mit berufstätigen Frauen und ihren Kleinkindern an und geht bis zu den Selbstständigen und Kleinunternehmen, die in ihren Existenz gefährdet sind. Alle hoffen, dass sich bald wieder eine Erholung und Normalität einstellt. Dem schliessen wir uns uneingeschränkt an.
Im InfoBrief vom 10. Februar haben wir erste Beobachtungen und Tipps aus unserer Praxis gegeben. Und es zeigte sich, dass wir von der Realität rasch überholt worden sind. Wir bei Verismo haben uns schnell auf die neue Situation eingestellt. Dabei haben wir erlebt, wie dramatisch schnell die Digitalisierung in die (interne) Kommunikation eingezogen ist. Tools wie „Zoom“ und „MS Teams“ haben sich unglaublich schnell ausgebreitet. In den Stäben der Unternehmen (häufig werden sie „Task Force“ genannt) verbreitete sich „virtuelle“ Krisenstabsarbeit. Um den Erfahrungsaustausch trotzdem – auch in grossen Runden von Krisenexperten von namhaften Unternehmen – aufrechtzuhalten, haben wir im vierzehntägigen Abstand virtuelle Treffen mittels MS Teams veranstaltet, intensive Gespräche geführt und aktuelle neue Erkenntnisse erarbeitet.
Zu den wesentlichen Erkenntnissen gehören folgende 15 Punkte:
- Der Führungsrhythmus ist von entscheidender Bedeutung, um in einer unstrukturierten Situation eine Ausrichtung zu haben
- Best Practice-Empfehlungen für die Vorgehensweise und Zusammenarbeit der Stäbe aus lokaler, regionaler und internationaler Ebene sind erforderlich.
- Trotz aller grundsätzlich einheitlichen Strukturierung sollte die Entscheidung lokaler Fragen auch lokal bleiben.
- Virtuelle KS-Arbeit ist stark im Kommen, dennoch ist jede Sitzung eine technische Herausforderung.
- Die unternehmensinterne Kommunikation hat (einmal mehr) Schwächen aufgewiesen.
- Es ist erforderlich, frühzeitig für spezialisierte Fragen kleine Teams zu bilden.
- Die Protokollierungsfunktion ist unzureichend, insbesondere um in späteren rechtlichen Auseinandersetzungen eine Beweisbasis zu haben.
- Lösungsfindungskompetenz muss über Hierarchien hinweg gefördert werden
- Der Ersatz von mangelnder/fehlender Führung und methodischer Struktur durch selektiv reaktives Handeln ist auch weiterhin stark sichtbar.
- Die klassische Linienfunktion hat gelernt, das Krisenmanagement zu akzeptieren. Aber für wie lange?
- Durch Lieferung eines täglichen Lageberichtes kann der Krisenstab die (interne?) Informationshoheit gewinnen. Wie können wir dem Business helfen und damit Akzeptanz gewinnen?
- Die Pandemieplanung sollte überarbeitet werden.
- Die Phase «Lessons identified – Lessons learned» ist sehr wichtig und darf keinesfalls ausgelassen werden.
- Der Wiederanlauf ist ein Teil vom KM-Rhythmus und sollte besser im Unternehmen verankert sein.
- Der Wiederanlauf zur Normalität gelingt nicht auf Anhieb, sondern muss schrittweise erfolgen.
Mittlerweile haben Unternehmen mehr als 70 Sitzungen mit ihren Stäben durchgeführt. Routine stellt sich ein. Dabei haben sich auch methodische Fehler eingeschliffen. Welchen Stellenwert hatte in dem bisherigen Verlauf der Krise die angewandte Methodik?
Zur Vorbereitung der jetzt erforderlichen nächsten Stufe haben wir in einem weiteren Workshop mit unserer Expertenrunde einen Fragebogen verwendet. Die von uns vorgeschlagenen Fragen lauten:
- Was ist gut gelaufen?
- Welche Beiträge haben das Ergebnis gefördert?
- Was ist schlecht gelaufen?
- Hatten wir es mit einem gesteuerten Prozess zu tun?
- Was kann ich tun, um den Reifegrad des Krisenmanagement-Prozesses zu verbessern?
- Welchen Beitrag kann ich selber dazu leisten, damit es besser in Zukunft läuft?
- Wo sehe ich Verbesserungspotential?
In einer ersten Runde haben wir diese Fragen erörtert und ausgewertet. Gerne können Sie diese oder ähnliche Fragen bei einer Interviewrunde in Ihrem Unternehmen verwenden. Gerne schicken wir Ihnen unseren Fragebogen.
Abschliessend möchte ich noch auf eine Stellungnahme von einem der besonders anerkannten Sicherheitsberater reagieren. Der von mir geschätzte Rainer von zur Mühlen hat in einem Interview in der Zeitschrift PROTECTOR (Ausgabe 5 / 2020, Seite 40/42) eine bemerkenswerte Analyse der jetzigen Situation vorgenommen. Seine berechtigten Hinweise auf den «Bericht zur Risikoanalyse im Bevölkerungsschutz 2012» ist erschreckend. Dem liegen die Ergebnisse von LÜKEX 2007 zugrunde, bei der eine Ausbruch eines Virus angenommen wurde.
In einem Punkte möchte ich Herrn von zur Mühlen allerdings widersprechen. Er spricht sich in dem Interview gegen moderne Krisenmanagement-Software aus und empfiehlt auch 2020 weiterhin die klassische Papierversion. Ich lade deshalb Herrn von zur Mühlen gerne ein, sich einen Eindruck von unserem neuen webbasierten Krisenmanagement Tool DEMiOS 3.0 zu verschaffen. DEMiOS 3.0 haben wir glücklicherweise noch vor dem Ausbruch der jetzigen Pandemie fertiggestellt.
Sie benötigen konkrete Unterstützung oder weitere Informationen wie Sie in dieser Situation Notfallpläne rasch entwickeln und effektiv umzusetzen können, z.B. um auf Ausfälle von Lieferketten zu reagieren, Krisensituationen zu entschärfen, brisante Sachverhalte zu kommunizieren oder Pamdemiepläne zu aktualisieren? Setzen Sie sich mit uns in Verbindung! Gerne tauschen wir uns in einem direkten Gespräch mit Ihnen über dieses Thema aus. Mittelfristig begrüßen wir Sie gerne bei einem einschlägigen Seminar in unserem Schulungszentrum. Die aktualisierte Seminarbroschüre werden wir demnächst veröffentlichen. Bitte verschaffen Sie sich auf unserer neuen Webseite einen Überblick über unser Beratungsangebot.
Wir freuen uns auf das Gespräch mit Ihnen.
Klaus Bockslaff und Mathias Götsch